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Der französische Einfluß in deutschen Unternehmen

Berlin, 21.04.2005. Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer hatten mehrere Mitglieder des WLR-AK die Gelegenheit über den französischen Einfluss in ihren Betrieben zu berichten. Johannes Singhammer ging in seinem einleitenden Statement insbesondere auf die zunehmende national orientierte Wirtschaftspolitik auch von EU-Mitgliedsstaaten ein. Am Beispiel Aventis/Sanofi machte er deutlich, dass die deutsche Bundesregierung ein zu grosses Maß an Zurückhaltung an den Tag legt, wenn es um deutsche Indistrieinteressen geht. Mit dem Hinweis, es würde sich in diesen Angelegenheiten ausschließlich um privatrechtliche Vorgänge handeln, stiehlt sich die Regierung aus der Verantwortung und überläßt deutsche Unternehmen ihrem Schicksal, mit der Folge, dass Hochtechnologie und Arbeitsplätze aus Deutschland verschwinden.

Pressegeräch mit Johannes Singhammer
Von links nach rechts: Armin Burger (Betriebsrat Thales Defence Deutschland GmbH, Pforzheim), Uwe Kess (Betriebsrat Junghans Feinwerktechnik GmbH & Co. KG, Schramberg), MdB Johannes Singhammer (CSU), Michael Bernhard (Betriebsrat EADS Deutschland GmbH, Unterschleißheim), Karl Wölfl (Betriebsrat Eurocopter Deutschland GmbH), Markus Bräunlein (Betriebsrat AOA apparatebau gauting gmbh)

Wie eine solche schleichende Übernahme vor sich geht, berichtete Karl Wölfl, stellv. Betriebsratsvorsitzender bei Eurocopter Deutschlang GmbH in Ottobrunn bei München. In seinem Bericht legte er dar, mit welchen Mitteln das französische Management mehr und mehr die Herrschaft über Die Eurocopter GmbH gewinnt und im Zuge dessen Kompetenzen und Know-how nach Frankreich verlagert wird.

Ganz andere Erfahrungen konnte Armin Burger von Thales Defence Deutschland GmbH aus Pforzheim in die Diskussion einbringen. In seinem Betrieb wird streng darauf geachtet, dass der Standort Pforzheim als deutscher Betrieb mit deutschen management geführt wird. Für den Standort Pforzheim ergeben sich aus der Situation erhebliche Probelme bei der Auftragsvergabe, da die Auftraggeber der Ansicht sind, dass bei bestimmten Projekten nur „rein deutsche“ Betriebe den Zuschlag bekommen könnten. In seinem Statement kritisiert Burger, dass einerseits von der Regierung gefordert wird, deutsche Wehrtechnikunternehmen sollten sich auf europäischer Ebene organisieren, andererseits aber dann genau die Firmen von Aufträgen ausschließen, die das getan haben. Eine Dissonanz, die deutsche Arbeitsplätze massiv gefährdet.

Uwe Kess von Junghans Feinwerktechnik GmbH & Co. KG ging in seinem Referat auf die schlechte Auftragslage innerhalb Deutschlands ein. Junghans FWT beliefert den nationalen Kunden mit Zündern aller Art. Das deutsche Auftragsvolumen ist seit Jahren Rückläufig. Die Exportchancen wären gut, jedoch gefährden die deutschen Exportbeschränkungen den Bestand des Betriebes und der Arbeitsplätze. Hauptkritikpunkt ist, dass die europäischen Exportrichtlinien durch zusätzliche nationale Beschränkungen noch getoppt werden. Die einigermaßen erreichte harmonisierung von Exportrichtlinien wird durch die deutsche Politik verhindert, mit der Folge, dass deutsche Arbeitsplätze ins Ausland wandern und das hervorragende Know-how für immer verloren wird. Hier muss dringend gehandelt werden!

Markus Bräunlein und Michael Bernhard, die beiden Vorsitzenden des WLR-AK gingen zum Abschluß des Pressegesprächen noch einmal auf die Diskussion um das Luftabwehrsystem MEADS ein. Sie begrüßten die Entscheidung des Deutschen Bundestages die Entwicklung dieses hochmodernen und mobilen Systems zu ermöglichen. Damit werden in Deutschland vorhandenes Spitzen-Know-how und Arbeitsplätze für lange Zeit gesichert. Negativ aufgefallen ist in diesem Zusammenhang eine Mailingaktion von Gewerkschaftsfunktionären von ver.di und der GEW, die mit wissentlich falschen Argumenten in letzter Minute versucht hatten, das Projekt MEADS zu kippen. Die Verfasser der Mail hätten den Verlust von vielen hundert hochqualifizierten Arbeitsplätzen billigend in kauf genommen, nur um MEADS zu verhindern. (mb)